Vier digital erfolgreiche Medienunternehmen und
 ihre Version der Innovationsprinzipien von Google

Teil 1: THE GUARDIAN

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Das Glück des Guardians besteht nach Lucy Küng darin, dass die auf liberalen Werten
begründete Unternehmenskultur in der digitalen Ära eine bemerkenswerte
Attraktivität vorweist.

Beim Guardian existiert seit jeher eine
Bottom-Up-Kultur, mit vielen individuellen Einheiten, die auch die Freiheit
haben, Projekte zu initiieren. So herrscht Autonomie bereits auf niedrigeren
Ebenen, und agile Arbeitsmethoden werden sehr natürlich und ohne größere
Schwierigkeiten angewandt.

Die Digital-Strategie
beruhte beim Guardian von Anfang an auf drei strategischen Eckpfeilern:

  • Kostenloser Zugang
  • Globaler Markt für Skaleneffekte
  • Klare Zielgruppe („liberal intelligent people“)

Das übergeordnete Ziel hinter diesen Vorgaben war und ist es immer noch, die
weltweit führende liberale Nachrichten-Seite zu sein. Deshalb werden auch neu
aufkommende Kanäle und Plattformen sehr schnell als erweiterter
Publikationsweg aufgenommen, um so neue Nutzer zu erreichen und die erwünschten
Skaleneffekte zu erzielen.

Auch der Guardian hat seine Smart Creatives, und diese wer- den von den
Redaktionskollegen liebevoll die „Tech Nerds“ genannt („They are
self-taught, they just grew up doing stuff in their bedrooms“
). Aktuell
sind es beim Guardian fast ein Fünftel der Mitarbeiter, die sich mit
Product, Engineering, Data und Analytics beschäftigen (passend dazu Eric
Schmidts Zitat: „Hire as many software engineers as possible“). Das
Wichtigste dabei ist für beide Seiten die enge Zusammenarbeit mit den
Journalisten: So kann sichergestellt werden, dass die Technologie eine optimale
journalistische Nutzung ermöglicht, und der digitale Mindset unter den
Journalisten wird erheblich verstärkt.

Die Mitarbeiter haben aufgrund der wenig hierarchischen Unternehmensstruktur große Entscheidungsbefugnisse.
Dass damit sogar von den Journalisten die Digitalisierung vorangetrieben wurde,
liegt vor allem an den schnellen positiven Erfahrungen, die der Guardian dank
frühzeitiger Digitalmaßnahmen ermöglichte: „Early successes helped in terms of
proving [even to the journalists] that audiences come in many shapes and
forms.“

Nicht zuletzt deshalb kam der offenen Kommunikation der neuen
Prioritätensetzung „Digital statt Print“ eine zentrale Bedeutung zu. So stellte
sich eine frühzeitige „Aufschreckung“ der Mitarbeiter ein, die kulturelle
Resistenzen verringerte und den Change in den Köpfen erleichterte. Und in der
Folge entstand eine ungewöhnlich hohe Bereitschaft, die damit einhergehenden
Chancen (wie z.B. neue Journalisten-Tools) auch für die eigene Arbeit zu nutzen.