Workshop mit Flüchtlingen: „So sind wir“ – unsere Sicht der Dinge

Medien-Workshop mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

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Letzte Woche fuhren wir in eine Notunterkunft des Malteser Hilfsdienstes in Berlin, um mit rund 10 dort wohnenden, unbegleiteten Flüchtlingen zwischen 14 und 18 Jahren aus Syrien, Afghanistan, Bangladesch und Albanien einen Medienworkshop durchzuführen. Die Idee dahinter? Wir wollten den Jugendlichen die deutsche Medienlandschaft etwas näherbringen und ihnen zeigen, wie sie selbst Zeitungen, Zeitschriften oder Fernsehsendungen nutzen können.

Also nahmen wir die ganze Bandbreite der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft mit, von der „Bravo“ über den „kicker“ bis hin zur „B.Z.“ und der „F.A.Z.“. Ein großer Dank gilt an dieser Stelle dem Olympia-Verlag, der Axel Springer SE sowie der F.A.Z. GmbH für die Abo-Spende des „kickers“, der „B.Z.“ sowie der „F.A.Z.“ für die Notunterkunft! Genauso möchten wir der Deutschland Stiftung Integration danken, die uns bei der Vermittlung der Übersetzern sehr unterstützt hat.

Natürlich stand das Thema Fußball im Workshop ganz hoch im Kurs, aber auch das Berliner Leben und die Darstellung der Flüchtlingsthematik in Deutschland diskutierten wir intensiv. Neugierig fragten die Jugendlichen z.B., warum denn Deutschland eigentlich so viele Flüchtlinge aufnimmt, warum die Bürokratie oftmals so kompliziert und langwierig ist, und ob sie selbst eine Perspektive in Deutschland haben. Nicht glauben konnten sie, dass die Presse in Deutschland nicht kontrolliert werde: Zum einen wegen ihrer bisherigen Erfahrungen (der Vater eines 14-jährigen war in Syrien selbst Journalist), zum anderen weil sie sich durch die Berichterstattung zur Kölner Silvesternacht falsch dargestellt fühlten.

Darüber waren sie so entrüstet, dass eine Gruppe junger Syrer eine eigene Zeitungsseite gestaltete, in der sie selbst zu den Vorgängen Stellung nahmen (siehe Foto). Schon die Überschrift der Seite bringt die Message auf den Punkt: So sind wir! Weiter ging es mit der Frage, wie lang sie Leidtragende sein sollten einer Tat, mit der sie nichts zu tun hätten. Ein deutliches Statement!

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Einmal auf den Geschmack gekommen, brachten sie noch weitere Aspekte ihrer Geschichte ein: Ein Junge holte deshalb ein selbst gemaltes Bild, welche die Ermordung seines Vaters und Bruders darstellt, und klebte eine Kopie mit auf die Titelseite.

Eine andere, national gemischte Gruppe bezog sich hingegen auf die leichteren Aspekte des Lebens und gestaltete eine bunte Unterhaltungsseite mit dem ebenso selbstsprechenden Titel „Relax & Sport“ (siehe Foto). Darauf stellten sie ihre Themen dar, die sie in den deutschen Medien sehen wollten: ihre Fußballleidenschaft oder die liebste afghanische Rap-Gruppe.

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Wir waren tief beeindruckt von diesen Jugendlichen, die einen sehr unkomplizierten Umgang mit uns und auch mit ihren jungen Betreuerinnen pflegten. Wir waren vorher nicht sicher, wie aufgeschlossen sie uns begegnen würden, haben jedoch sehr intelligente und extrovertierte Jugendliche erlebt. Es hat uns wirklich imponiert, wie sie trotz ihrer teilweise tragischen Vergangenheit aktiv ihre Zukunft hier in Deutschland gestalten und sich positiv einbringen wollen.