BuzzFeed – das selbsternannte Viral Content Lab

Teil 4 unserer Digital Innovators-Reihe: BuzzFeed

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Hier geht’s zu den vorherigen Teilen:

Einführung: Das Geheimnis von Googles Innovationskraft

Teil 1: The Guardian

Teil 2: The New York Post

Teil 3: Quartz

BuzzFeed ist wohl das Beispiel, das am radikalsten die neue Form von technologisch
getriebenem Journalismus verkörpert. Lucy Küng wagt deshalb in ihrem Buch die
Aussage,

BuzzFeed sei „in some respects […] a tech company with a media
layer on top.“
Diese Grundhaltung prägt auch die Kultur: Deren Kern
bildet nicht das journalistische Ethos, sondern „at heart, BuzzFeed is
about data science, about analysing user data to decode how and why content is
shared and distributed“
.

Diese Kultur beeinflusst natürlich in starkem Maße die Strategie: BuzzFeed
versteht sich selbst als „Viral Content Lab“, bei dem das Testing oberste
Priorität genießt – „driven to understand why things go viral“.
Hinsichtlich der Monetarisierung fokussiert sich BuzzFeed dabei stark auf ein
Native-Advertising-getriebenes Geschäftsmodell. Gründer und CEO Jonah Peretti
verkündete deshalb unmissverständlich, dass er den Verlockungen von
alternativen Umsatztreibern bewusst widerstehen möchte, da es die Konzentration
auf die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells behindern würde: „We
will stay away from anything that requires adopting a legacy business model,
even a lucrative one like cable syndication fees or prime time television ads“
.

Der Großteil der Mitarbeiter verfügt deshalb über einen technischen
Hintergrund. Transformation à la BuzzFeed heißt „Techies“ werden zu
Journalisten, und nicht umgekehrt. Erst
nach dem großen Erfolg der Plattform und der nachfolgenden breiteren
journalistischen Abdeckung kommen zunehmend auch erfahrene Journalisten mit ins
Team („high-profile journalists have been hired to support this expansion“).

Dabei haben die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Einheiten und ihre weiten
Entscheidungsbefugnisse
oberste Priorität: „The best work comes from
small groups of smart people with considerable autonomy and the ability to
collaborate freely with others when it makes sense“
. Durch die
überschaubare Größe der Teams wird zudem die Agilität des Unternehmens erhöht,
und Entscheidungen können ohne lange Abstimmungsprozesse schnell getroffen
werden.

Abschließend spielen die Führungsqualitäten von Jonah Peretti und die von ihm betriebene offene
Kommunikation
keine unerhebliche Rolle für den Erfolg von BuzzFeed.
Peretti sei nach Küng ein „smart charismatic leader who knows where he wants
the organisation to go and is confident enough to share his stra- tegy with the
organisation as well as the world at large“
. So provozierte er
beispielsweise im Frühjahr 2015 mit der These, dass die klassischen Links in
sozialen Netzwerken der Vergangenheit angehören und die Verlage ab sofort
direkt für Facebook und Co. produzieren sollen. Mit solchen Aussagen prägt er
auch das Selbstverständnis seiner Organisation, in Bezug auf Innovation immer
vorn dran zu sein.