Die NYT und die Folgen des Innovation Reports

Teil 2 unserer Digital Innovators-Reihe: New York Times

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Hier geht’s zu den vorherigen Teilen:

Einführung: Das Geheimnis von Googles Innovationskraft

Teil 1: The Guardian

Die große Bedeutung, die der Kultur bei einer erfolgreichen digitalen
Transformation zukommt, lässt sich bei der New York Times sehr gut beobachten.

Dort wird der Übergang nämlich nach Lucy Küng erheblich behindert von der
legendären Newsroom-Kultur der NYT, einer Mischung aus Überheblichkeit der
Journalisten (mit dem Selbstverständnis, dass Qualitätsjournalismus automatisch
zu zahlungsbereiten Lesern führt), Resistenz gegenüber wirtschaftlichen Zwängen
und Vorbehalten vor technologischer Innovation.

Gleichzeitig, so führt Küng weiter aus, beinhaltet das Verlags- gebäude an der 8th Avenue
jedoch auch eine „deeply intelligent, intellectual, connected, and
reflective organisation“
, die bereits frühzeitig die Unumgänglichkeit der
Transformation erkannte und darauf mit entsprechenden strategischen Maßnahmen reagierte: Zum Beispiel durch Einführung der Metered Paywall, der
Entwicklungen von digitalen Nischenprodukten wie „Snowfall“ oder des „NYT Now“
oder dem Ausprobieren von Native Advertising. Doch die innere Balance zu finden
zwischen diesen beiden Seiten ist ein schwieriger Prozess …

Für die Talente der Medienbranche war die NYT früher das Nonplusultra, doch
seit der Digitalisierung gilt das so nicht mehr: Vor allem Smart Creatives mit
technologischem Hinter- grund fühlen sich von der idealisierten Zeitungstradition
und von
innovationshemmenden bürokratischen Abläufen abge- schreckt. Sie fürchten, so
Küng, dass ihre Arbeit nicht wertge- schätzt wird. Der interne „Innovation
Report“, der im Mai 2014 an die Öffentlichkeit kam, hat hier jedoch einiges in
Bewegung gebracht: So wendete man sich in den vergangenen 12 Monaten massiv
digitalen Talenten zu und stellte innerhalb eines Jahres 80 neue digitale
Mitarbeiter ein.

Zudem sollen zukünftig mehr Anspruchsgruppen in die Entscheidungsprozesse eingebunden
werden. Deshalb wurde in einem Memo vom Oktober 2015 nochmal
öffentlichkeitswirksam angekündigt, dass sich die Struktur und die
Arbeitspro- zesse bei der NYT zugunsten der Entwicklung von neuen bzw.
verbesserten digitalen Produkten verändern werden, durch „empowering more
cross-functional teams with news, product, design, technology, marketing and
advertising working shoulder to shoulder“
.

Auffällig ist, wie offen die NYT inzwischen über ihre Digitalisierungsschritte
kommuniziert. Im Gegensatz zur vermutlich unbeabsichtigten Veröffentlichung des
„Innovation Report“ aus 2014 wurde das aktuelle Memo „Our path forward“ bewusst
online gestellt – in der Hoffnung, dass diese offene Kommunikation Google-ähnliche
Effekte bringt?