Podiumsdiskussion der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. zum Thema “Medienstandort Berlin”

Prof. Dr. Nettesheim bei einer Podiumsdiskussion der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. im Max Liebermann Haus, Pariser Platz, zum Thema “Medienstandort Berlin”

Pressemitteilung der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V.:

“Der Status Berlins als Bundeshauptstadt hat die Stadt in vielerlei Hinsicht verändert. Sowohl national als auch international ist das Interesse an der Stadt ungemein groß. Dieses spiegelt sich unter anderem im Medienbereich wider: Berlin hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten nationalen Medienstandorte entwickelt. Und dies in einer besonders interessanten Art und Weise: Neben der klassischen Berichterstattung des politischen Tagesgeschäfts in Form von Nachrichten, dem Zeitungs- und Radiomarkt, verfügt Berlin über eine vielseitige Film- und Fernsehsparte, Games und Web 2.0. Darüber hinaus gilt Berlin als die stärkste Verlagsregion Deutschlands. Diese kommerzielle Stärke gepaart mit künstlerischem Freiraum hat viele junge Kreative dieses Genres angezogen.

Wie traditionelle Medien dem Wandel, der durch sinkende Werbeetats und der Vervielfältigung der Veröffentlichungswege entstanden ist, gegenüberstehen, diskutierten Harald Asel, Inforadio/rbb, mit Prof. Thomas Heilmann, Vorstand media net, Lorenz Maroldt, Chefredakteur, Der Tagesspiegel, Prof. Dr. Katja Nettesheim, Geschäftsführerin MEDIA_TE; macromedia hochschule für medien und kommunikation sowie Petra Müller, Geschäftsführerin medienboard Berlin-Brandenburg. Damit repräsentierte das Podium die Vielfalt der Medien in Berlin.

Herr Prof. Heilmann sieht in Berlin einen gesunden Medienstandort. Die positive Tendenz, die momentan zu verzeichnen ist, führt er unter anderem auf den Faktor “Bundeshauptstadt” zurück. Einen weiteren Faktor sieht er in den Innovationen in der Medienlandschaft, die vor allem von Berlin ausgehen. Er merkte jedoch an, dass Berlin sich auf diesem Status nicht ausruhen könne. Eine funktionierende und florierende Medienlandschaft sei nämlich auch auf eine prosperierende Wirtschaft angewiesen. Gerade diese gebe es jedoch nicht in Berlin. Da Berlin momentan noch als Inspirationstreffpunkt für Deutschland und Zentraleuropa stehe, gehe er von einem positiven Trend in den nächsten Jahren aus, solange man die wirtschaftlichen Aspekte nicht aus den Augen verliere.

Eine bzw. die Krise in der Medienwelt sieht Herr Maroldt nicht. Vielmehr sieht er in Berlin auf Grund seiner Vielschichtigkeit eine sehr interessante Landschaft für den Leser. Problematisch sieht er den Fakt, dass die Printmedien mehr Geld kosten als sie erwirtschaften. Den Grund für ihren Erhalt sieht er in dem Image und dem Mythos, der von dieser Form der Wissensvermittlung ausgeht. Die Umsätze bei den Printmedien sind im letzten Jahr um 6-7% gesunken. Die des Tagesspiegel sind jedoch gleich geblieben. Den Grund hierfür sieht er in der Qualitätssicherung, auf die der Tagesspiegel gebaut habe, im Gegensatz zu vielen anderen Blättern, die auf Kostenreduzierung gesetzt hätten.

Auch Frau Müller sieht in Berlin einen internationalen Medienstandort und verweist auf die Vielzahl von internationalen Produktionen, die in und um Berlin in den letzten Jahren entstanden sind. Der Beweggrund für einen Dreh in Berlin sind zum einen die Fördergelder, die sowohl von der Stadt als auch vom Bund kommen. Aber auch der Mythos und das Image, welches von Berlin ausgehe, seien für viele Produktionen entscheidend.

Frau Prof. Dr. Nettesheim verwies darauf, dass die jüngere Generation häufig keine Printmedien mehr lesen würde. Vielmehr hätten sich neue Formen des Zeitungslesens etabliert, wie beispielsweise das Internet oder aber die Zeitung niiu, bei der man die Möglichkeit hat, aus verschiedenen Zeitungen seine individuelle zu kreieren. Auch verwies sie auf die zahlreichen Start-ups in der Branche, deren Anzahl selbst im zurückliegenden Krisenjahr zugenommen hat. Leider ergebe sich daraus aber nicht der gewünschte Arbeitsplatzmotor aufgrund der geringen Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.

Alle Teilnehmer waren sich jedoch einig, auch wenn vereinzelt kritische Aspekte angesprochen wurden, dass sich Berlin als einer der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands bzw. Europas etabliert habe. Diese neue Rolle werde Berlin, wenn die Entwicklung weiterhin derart stetig verläuft, auch nicht so schnell verlieren.”

Text: Philipp Horrichs, Projektleiter Kultur der Berliner Wirtschaftsgespräche